KTM 1190 R Bj. 2014

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Im November 2014 kurz vor Saisonende hab ich mir meine neue KTM 1190R zugelegt, darauf folgte im gleichen Jahr noch eine kurze Tour durchs nördliche Savoie, zwei weitere kleiner Mehrtagestouren in dieser Saison und eine 14 tägige Motorradreise erst nach Österreich zu unserem Reiseforumstreffen und  eine Runde über Slovenien, Kroatien und über Italien wieder zurück. Nach 9.836 km wage ich mal ein Statement zu meinem Neuerwerb.


Es gibt die bitte an mich die 1190er auch im Vergleich zu meiner damaligen 690 R DefyKit  zu beschreiben. Dass ist, wenn man mal die Datenblätter beider Maschinen anschaut was Leistung, Gewicht, Reichweite und Komfort, letzteres steht nicht unbedingt auf einem Datenblatt gehört aber sicher auch dazu es zu bewerten, keine wirklich einfache Aufgabe, so unterschiedlich die Konzepte doch scheinen und dennoch muss man tatsächlich sagen, ist die 1190er auch wegen oder gerade wegen ihrer elektronischen Helferlein verdammt nah dran an den speziellen Möglichkeiten wofür so eine 690er gebaut wird, eben im schwierigen Gelände gut voran zukommen. Einschränken muss ich allerdings gleich das ich wirklich schwieriges Gelände mit der 1190er noch nicht gefahren habe, dennoch schon ein paar Stellen dabei waren wo sie mich erstaunt hat wie leicht und einfach sie mit dem elektronischen Gasgriff gesteuert werden kann, wenn man den Offroadmodus vorher einstellt(!), da wo ich bei der 690er schon mit der Kupplung fein dosiert hätte müssen geht das bei der 1190 R einfach mit der feinfühligen Gashand, dass war wirklich beeindruckend, betrachtet man was für Reifen montiert  sind, ContiTrailAttack 2, erstaunt dass mich noch umso mehr.


Das mit der 1190er im Gelände mehr geht als man glaubt, konnte wir ja bereits bei der Trans Pyrenäa 2013 feststellen, als uns Santi aus Andorra auf seine ganz besondere Offroadstrecke mitnahm, der machte da mit seiner 1190er ne deutlich bessere Figur als ich noch mit meiner 690er,

hier könnt Ihr Euch mal ein Bild davon machen, Santi hat allerdings auch einen Mitas Reifen montiert, mit dem Conti würde ich das dort sicher nicht versuchen.  >TransPyrenäa mit Santi<


Die 1190 R ist ein recht hohes Luder, das Aufsteigen bekomme ich zwar mit eingeschlagenem Lenker, ohne Gepäck noch gut hin aber mit Gepäck nehme ich immer die Variante - Bike auf dem Seitenständer, linker Fuss auf die linke Fussraste, am Lenker festhalten und die Vorderbremse ziehen, mit dem linken Bein steigen und das rechtes Bein über‘s Gepäck und Sitzbank schwingen, in einer Bewegung auf die linke Pobacke setzen, um so ein langes rechtes Bein zu bekommen, nach dem Hinsetzen das nach rechts kippende Bike mit dem verlängerten rechten Bein abgefangen, nun mit links den Seitenständer einklappen und man ist abfahrbereit.

Es gibt auch die Variante „André“ wie ein Hürdenläufer zum Bike sich bewegen, im richtigen Moment das rechte Bein hochschwingen und hoffen bei  höchster Lage des Fusses die Vorwärtsbewegung so passend zu haben, das der Fuss auf die Sitzbank zurückschwingt und man einfach das Bein drüber schieben kann. Mehrere Spuren an Andrés Sitzbank zeugen davon das dieser Bewegungsablauf nicht so schnell gelernt werden kann wie man sich das wünscht.


Das Anlassen, am Besten im Leerlauf bei gezogener Kupplung, wenn man den Anlasser drückt hört und merkt man das hier ordentliche Verdichtungsverhältnisse herrschen, der hat richtig zu arbeiten, kalt trennt die Kupplung recht zäh so das mit Gang und gezogener Kupplung das Bike fahren will und der Anlassprozess eher abgebrochen wird. Beachtet man dass, startet der Motor solide und zuverlässig.


Herrlich dieser Motor, Anfangs neigt man dazu mit den verschiedenen Fahrmodin zu spielen, anfänglich lies ich Straße stehen, bei Nässe hab ich Regen eingestellt  und dann irgend wann mal Sport versucht. Die verschiedenen Einstellungen verändern angeblich die Leistung, Leistungsannahme durch Zündzeitpunktverschiebung, Spritmengenveränderung und die Eingriffsmomente von ABS, Antischlupf und was weiss ich noch alles. Für den Fahrer alles Quatsch, nicht das sie nicht das tun was man versprochen bekommt, es ist nach meinem Empfinden bis auf den Offroadmodus nicht notwendig da was zu verändern. Ich hab Sport immer drin, selbst wenn ich bummele oder im Nassen fahre, das Motorrad ist immer gut zu kontrollieren und wird im Sportmodus zu keiner Furie, die anderen Modi  zeigen nur schneller das sie eingreifen (Blinkleuchte im Cockpit) , tatsächlich nur zeigen,  beim vollen Beschleunigen hab ich im Film erst gesehen das da wohl was regelt, definitiv hat man das als Fahrer nicht mitbekommen, das finde ich erstaunlich gut aber auch schlecht was die Rückmeldung angeht, schliesslich werde ich hier Geschützt weil ich einen wohlmöglichen Fehler mache, mehr Gas zu geben als Gripp da ist, nützlich und sicher allemal aber dennoch bedenklich, hier wäre mir eine merkliches Eingreifen lieber!  (Lernkurve)


Vor dem Anfahren kommt das Schalten, das Einlegen des ersten Ganges bei kaltem Motor steht dem lauten „Klong“ einer BMW in nichts nach, sonst sind alle Gänge butterweich auch ohne Kupplung sehr gut zuschalten, sehr exaktes Getriebe, keine leeren Zwischengänge und nachdem ich das Ritzel mit einem Zahn weniger montiert habe passt die Getriebeübersetzung perfekt.


Vom Tacho wird man ordentlich belogen 112km/h steht auf der Uhr wenn echte 100km/h anstehen, bei 200km/h sind es bereits mehr als 20km/h die der Tacho voreilt. Da die Geschwindigkeit über dem ABS Sensor abgerufen wird hat die Änderung der Sekundärübersetzung darauf keinen Einfluss.


Die Sitzposition, ich hab Lenkererhöhungen montiert so passt das auch beim stehend Fahren im Gelände, die originale Sitzbank ist ein Gedicht, für meinen Hintern muss ich da nichts tauschen. 

Wind und Wetterschutz, da ich keinen Endurohelm mit Sonnenblende fahre stört es nicht das bei oberer Einstellung des Windschilds ab Schultern aufwärts alles im Wind liegt, ich mag das so. Man bleibt im Regen erstaunlich lange trocken, auf lange Autobahnetappen macht man sich lang dann legt ist auch der Helm perfekt geschützt unter den Luftstrom und Tempo 200km/h ist auf längeren Etappen kein Problem. Die Standard- Scheibe der Straßen 1190er passt auch auf die R und sieht damit garnicht mal übel aus, wer mehr Windschutz braucht ist damit gut bedient.


Das Fahren, ein Gedicht, eine Kurven fressende Fahrmaschine, die Leichtigkeit der Fortbewegung, die Kombination aus Motor und Fahrwerk ist erstaunlich, als Enduro etwas straffer eingestellt, ich fahre die originale Fahrwerkseinstellung und habe keine Grund gefunden daran was ändern zu müssen. Bei meiner R, die mit dem 21“ Vorderrad, gibt es kein elektrisch verstellbares und elektronisch gesteuertes Fahrwerk wie bei der Straßenversion, jene mit dem kleineren Vorderrad, sondern nur ein manuell volleinstellbares Fahrwerk. Dass empfinde ich als keinen Nachteil, ich habe bisher mit einer BMW K1200GT einmal ein Motorrad besessen was diese Option bot, obwohl damit merkliche Veränderungen während der Fahrt vorgenommen werden konnten verleitet es doch eher zum Herumspielen und wenn wirklich flott gefahren wurde war doch nur eine Einstellung die Richtige die dann auch sonst immer passte, einzig die Möglichkeit die Federvorspannung im Stand zu variieren, bei wechselndem mit oder ohne Soziabetrieb, brachte da einen leichten Vorteil. Die Einstellung der Federvorspannung per Handrad bei der R kostet auch nur eine Minute Zeit, kein wirklicher Nachteil also.


Ein Nachteil wäre es für mich auf das 21“ Vorderrad zu verzichten, nicht nur im Gelände bringt es Vorteile auch die Messerscharf genaue Linienführung beim Kurven treiben hat was für sich, seit der 990er KTM möchte ich darauf nicht mehr verzichten, der Verlust an Gripp bei schrägen Kurvenfahrten ist bisher eher ein theoretischer Wert als ein echter Sicherheitsverlust, so zumindest mein Erfahrung.


Der Tank fasst 21 Liter, die Restfahrweitenangabe ist anfangs recht optimistisch (>400km) ab der Hälfte der verbrauchten Tankmenge aber recht genau, bei 300-350 Kilometer wird meist getankt, dann waren dann immer zwischen 3-2 Liter im Tank vorhanden, diese Reichweiten sind in unseren Breiten mehr als ausreichend, der Verbrauch bei der letzen großen Tour lag bei 5,6l/100km.


Als allein Fahrer, also ohne Sozia, ist die Gepäckunterbringung kein Thema, ich habe verschieden große Ortlieb Taschen und für meine mittlerweile mitgeführte Videodrohne einen kleine Koffer der optimal hinten als TCase drauf passt, Tankrucksack plus ein Trink-Rucksack auf dem Rücken, wie immer ist mehr dabei als ich bräuchte.


Fazit:

Die 1190er ist wirklich ein gelungener Wurf und ich fühle mich Bestens darauf aufgehoben, eine negative Kleinigkeit und eine weitere schon größere negative Kleinigkeit gibt es aber dennoch, die kleine Kleinigkeit ist eigentlich keine wenn man die 990er KTM schon gefahren ist, wie diese neigt auch die 1190er je nach Vorderreifen und dessen Zustand so um die 80km/h im Schiebebetrieb und bei losgelassenem Lenker etwas mit dem Lenker zu schlagen, anfangs leicht danach schon stärker werdend, wer dass nicht kennt wird vielleicht erschrecken, ist kein echtes Problem, eher eine Eigenschaft der KTM Maschinen 950-990-1190R und das Ergebnis eine optimal Wendigkeit, besonders im Gelände, mit einem noch guten Geradeauslaufen auf der Straße zu kombinieren.


Der zweite Punkt ist da schon ein anderer Klopfer, mit Gepäck - es braucht keine Koffer dazu - fängt die Maschine ab ca. 220km/h richtig an um das Lenkkopflager nach hinten, hin und her sich aufzuschaukeln, Anfangs schmunzelt man noch, das ändert sich aber schnell beschleunigt man weiter, ich bin mir sicher das würde bis zum Sturz führen aber auch sicher da geht jeder vom Gas, das Antippen der Vorderbremse bringt die Fuhr schnell wieder in Ruhe.  Es ist kein echtes Problem für mich weil Geschwindigkeiten jenseits der 200km/h nicht mein Ding und Autobahnen ohne hin nur in Ausnahmen benutzt werden, für ein Supersportler aber wäre dass das Todesurteil.


Sollte KTM das Problem nicht finden, davon wissen tun sie wenn sie Testberichte lesen, mein Tipp mal auf die Hinterrad Felgen schauen, 3,5mm zulässige Rundlaufabweichungen in alle Richtungen der Speichenfelge sind ein gewaltiger Wert, mal das Bike auf dem Hauptständer stellen den ersten Gang rein machen und schauen was das heisst, selbst wenn der Mantel sauber in der Höhe läuft tut er das noch lange nicht seitlich, diese Toleranz hilft dem Felgenhersteller sicher mehr als dem Kunden, der dies nach eigener Prüfung beim KTM Händler auch schamlos ausnutzt und bei Geschwindigkeiten jenseits von 220km/h ist sowas sicher kein optimaler Zustand der wohl auch auf die Pendelneigung Einfluss nimmt.


Dennoch, geiles, geiles Bike!!! :-) 


Soweit von mir.


Viele Grüße

Michael /mimoto

KTM 1190 R Bj. 2014

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