Motorrad Tour durch das französischen Haut Savoyen.

2011
Haut Savoyen: Berge, Serpentinen, Käse und verrückte Kühe 

Einleitung:

Vom 11. bis 15. Mai sollte die Reise andauern und endete dann bereits einen Tag früher am späten Abend des 14. Mai allerdings ohne das Gefühl etwas verpasst zu haben. Einige Wochen vor dem Start der Tour wurde im Reiseforum der Aufruf "Reiseplanung, wer kommt mit" gestartet wo lediglich einer die Möglichkeit hatte zu gleicher Zeit 3 Tage Urlaub zu nehmen so wie ich, dies war mit Alias Ryna, im richtigen Leben Reiner mit "e" und nicht zu vertauschen mit Rainer mit "a" alias Glider der mich für gewöhnlich begleitet sofern er denn Arbeitstechnisch kann.
 
Bei Rainer / Glider hat sich über die Jahre, nicht nur bei mir,  der Verdacht eingeprägt er könne was mit den Wetterkapriolen zu tun haben in die man als Biker gelegentlich hinein fährt - sofern er mit dabei ist - dieser Verdacht wird natürlich auch durch die ersten 4 Buchstaben seines Vornamen's genährt, da Rainer aber am Tag vor dem Tourstart absagen musste durchlief mich durchaus der Gedanke da könne jetzt ja nix mehr schief gehen zumindest was das Wetter anging.

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht das Reiner alias Ryna im Sternzeichen des Wassermann geboren ist. Um es vorweg zu greifen, der Tag wird kommen da werden beide, der mit "a" und der mit "e" gemeinsam mit mir eine Tour fahren und ich werde dann ganz sicher Schwimmflügelchen dabei haben.

Dies ist jetzt natürlich übertrieben und nicht mehr als ein Witz der von Reise zu Reise gepflegt wird und dieser Tour in keiner weise gerecht wird denn Savoyen war alles andere als ein Wasser-Reinfall, es waren 3 1/2 sehr schöne Reisetage mit herrlichen Kurven, Traumhaften Landschaften einer Menge neuer wunderschöner Eindrücke sehr guter Unterkunft mit ausgezeichneter Küche mit witzigen Einlagen und verrückte und geilen* Kühen (..*wirklich, zu sehen im Film :-) ..) und zweier Motorradfahrer die sich kennenlernten und gut verstehen und sicher nicht die letzte Runde zusammen gedreht haben.

Aber der Reihe nach, die letzten Wochen vor der Tour war das große Schwitzen angesagt, Hochsommer im Mai und andauernde Trockenheit. Das Wochenende vor der Tour meldeten die Wetterfrösche das sich diese Wettersituation ändert, dennoch war nichts dabei was einen Tourstart verhindern könnte also ging es am 11.Mai gegen 6 Uhr für mich in Idar-Oberstein los zu unserem Treffpunkt in Lauterbourg wo ich mich mit Ryna, bei der ersten Bäckerei auf linker Seite nach der Grenze zu Frankreich, zu einem kleinen Frühstück treffen werde.

1. Tag Mittwoch 11. Mai.

Erstes Beschnuppern:

Ryna und ich kennen uns seit längerem aus verschiedenen Motorradforen wo wir uns hier und da mal gegenseitig Tipps für Routen, Ziele und z.B. Eisdielen geben. Dieses Frühjahr haben wir uns erstmals zu viert, Jojo, Uwe, Ryna mal in den Vogesen getroffen sind aber keinen Kilometer gemeinsam gefahren, auch nicht als Ryna ein paar Tage später mal bei mir Zuhause vorbei kam.
Was klar war, jeder von uns beiden war ein erfahrener Motorradfahrer aber wie man auf der Straße harmoniert war eine unbekannt.
Das Tourziel war von mir vorgegeben und die Routen untereinander ausgetauscht allerdings war dies keine starres Routen sondern wir entschieden unterwegs nach Lage was geht oder besser nicht. In Lauterbourg fuhren  wir erstmal über die Autobahn bis Obernai wo wir in die ersten Vogesen Kurven eintauchten. Da für den heutigen Tag vereinzelt mit Schauern zu rechnen war ließen wir die schönen Kurven bei Steige links liegen weil in deren Richtung dunkle Wolkenzellen nichts gutes versprachen.
Ryna fuhr dann mal direkt zum Col de Fouchy vor und ich traute meinen Augen nicht legte er dort direkt ab der Auffahrt einen spurt ein, so dass ich erstmal 2 Gänge runterschalten musste um dran bleiben zu können. Alle Achtung, der fährt eine sehr saubere Linie, die Straße war stellenweise nass und ich hatte neue bisher von mir noch nie gefahrene Heidenau K60 Scout Reifen montiert die die feuchte da zum ersten Mal spürten, es half mir auch nicht das Ryna diese in seinem Badener Slang nur "Heide nei Reufe"  - frei übersetzt: in die Wiese hinein Reifen- nannte, garniert mit einem gehässigen Lachen, weiß oder ahnt er etwa mehr als ich!?

Nach ein paar Kurven war ich aber im Trott und wir fuhren sportlich aber sicher über den Fouchy, dass war ein gelungener Einstand. Nachdem diese Dunstmarken gesetzt waren fuhr ich dann wieder voraus die Route im Garmin Navi fest im Blick.

Beim Blick in den Spiegel musste ich mehr als einmal lachen, obwohl nun ein anderer als Rainer sondern Reiner hinter mir fuhr hat sich am Spiegelbild nicht wirklich viel geändert.

links Rainer mit "a"                  /                      rechts Reiner mit "e"



 

Die Straßen des ersten Tages:

Man hätte ja auch die Autobahn entlang der Vogesen nehmen können, Zielgebiet ist ja das französische Savoyen südlich des Genfers Sees gelegen aber was gibt es öderes als Autobahn zu bolzen, auch wenn es in den Vogesen kaum eine Strecke gibt die Ryna und ich nicht schon unter den Rädern hatten, mir macht es immer eine Freude egal wenn es vielleicht etwas mehr Zeit braucht um in den Süden zu kommen schließlich ist der Weg das lukrativere Ziel einer jeden Motorradreise.
 
Nach Obernai dem Fouchy ging es u.a. über den Petit Ballon, Grand Ballon zur Route Joufre über den Col de Hunsruck um dann über den Ballon de Alsace, letztere hinauf über die D465 aus Osten kommend, eine wenn nicht die schönsten Strecke die die Vogesen zu bieten hat wie ich und auch Ryna findet.
Hier haben wir dann auch das erstemal unsere Film- Kameras ausgepackt und die Auffahrt gefilmt, richtig gelesen, diesesmal gibt es bis zu 3 Kameraeinstellung bei gleicher Strecke, Ryna hat seinen Sonycam einen soliden Aluhalter  gebaut der montiert am Lenker sehr gute Bilder liefert da dieser gut schwingungs-endkopelte die im Silikonkissen liegende Kamera hält. 

Ich war mir nicht sicher ob "sie" uns nur fotografieren wollte oder mit meiner Kamera abhauen, ging aber noch mal gut.


Zweites Beschnuppern:

Ein großer Unterschied zwischen den beiden Ra/einers ist und das soll nun der letzte Vergleich der beiden sein, dass Ryna meist auch den Tourenonkel mimt also mit einigen Leuten onTour unterwegs ist wo er die Strecke geplant hat und alle anderen erfreuen sich an den Straßen die er aussucht und deren er vorausfährt, ihm ist es wie mir ein Anliegen, dies liegt in der Natur der Sache, das es den Leuten gefällt was man an Strecken ausgesucht hat.
 
Obwohl wir beide mit Navi fahren unterscheidet sich unser Arbeitsweise aber dennoch, ich der mittlerweile schon über Jahre allein mit dem Navi die Straßen abfährt die am PC mit der zur Hilfenahme passender Karten zusammengestellt wurden und dann bis auf ein paar Schnitzer meist so auch abgefahren werden und Ryna der das Navi eher als Kompass (..Luftlinie..) zum nächsten Ziel nutzt und mittels seiner Karte im Tankrucksacksichtfach unmittelbar entscheidet welche Strecke er nun wählt.

Wir waren bereits im französichen / schweizer Jura mitten drin, hatten die Vogesen mehr als eine Stunde hinter uns als es Zeit wurde ein Hotel zu suchen. Im Vorfeld hatten wir Hotels entlang der geplanten Route, nicht direkt an der Strecke hier und da ein paar Kilometer daneben ausgetauscht, die meisten Adressen kamen von Ryna der nicht nur Übernachtungspunkte sammelt sondern mir auch die Gerichte vom jeweiligen Abend als Fotohappen mitschickte.

Wir wollten nach Goumois direkt an der Grenze ins gleichnamige Hotel direkt an der Dobs. Mein Navi zeigte 25km (Straße) an die noch gefahren werden mussten wobei Luftlinie es kaum mehr als 10km waren. Ryna meinte es wäre nicht so weit er kenne hier "Wirtschaftswege", Schmucklerpfade ist wohl der passender Ausdruck und fuhr vor. Wir sind an Höfen vorbeigekommen wo ich glaube hier war vor kurzem noch die Inquisition unterwegs, wunderschöne Gegend aber die 25km zum Ziel änderten sich auf meinem Navi irgendwie nicht. Ryna musste hier und da auch schon mal länger auf seiner Karte schauen wo diese Pfade wohl eher nicht vorhanden waren er aber seine Erinnerungsbruchstücke geistig zu einem Weg am zusammenbauen war.
Nach etwas mehr als 15 Minuten sprang dann auch mein Navi auf eine neue Strecke um, 25km bis zum Ziel. Als Reiner dann wiedermal über seiner Karte kauerte sagte ich ihm dies und er verneinte erstmal: "es gibt hier noch weitere Wirtschaftswege"


Aber dann nach ein paar langsamen Sekunden schaute er mich an, ich denke ihm ist da gerade das Fotos von seinem letzten Abendessen in Goumois vor seinem geistigen Auge vorbeigehuscht, als er trocken meinte: "Wir können aber auch die Hauptstraße nehmen" als er das sagte mussten wir beide erstmal herzlich lachen.

Schnell waren wir am Hotel, das Zimmer bezogen und das erste Panasche der Reise wurde noch vor dem Abendessen geleert. Das Abendessen sah nicht nur optisch gut aus es schmeckte auch sehr gut.

Der erste Tag der ersten gemeinsamen Reise ging zu Ende, die Unbekannten -wie versteht man sich und passt man fürs gemeinsame Reisen überhaupt zusammen- waren geklärt, es passt wie die Faust aufs Auge.

Zufrieden ging ich zu Bett und schlief wie ein Murmeltier.

 

2. Tag Donnerstag der 12. Mai

Gewitter nach dem Aufstehen, zwar donnerte es nur ein paar mal aber es kam während dem Frühstück einiges an Wasser herunter, man kann sagen es schüttete. Dennoch hatten wir Glück denn es nieselte nur noch als wir losfuhren, die Straßen waren zwar noch lange nass aber nur ein paar Tropfen die nicht der Rede wert waren vielen nun vom Himmel.    

Wir fuhren gleich mal zum Chasseral rauf um den dramatischen Blick zum Bieler und Neuenburger See zu genießen.


 

golden eye:

Wir fuhren bei Neuenburg auf die Schweizer AB und östlich um den Genfer See herum als es dann wieder tief Dunkel am Himmel wurde. Anders als von mir geplant fuhren wir nun nicht am Genfer See bis Torrent sondern weiter nach Süden um  bei Monthey in die Savoyer Berge hinein zu wedeln. Mal im Regen, wieder auf trockenen Straßen und beim Nieselwetter, es wechselte eigentlich nach jedem Gipfel die Wetterlage dennoch keinesfalls so das die Fahrt keine Freude machen würde. Die Route lautete nun, Morgins, Abondance, Saint-Jean-Aulps, über die sehr schönen Auffahrten zu den Pässe Col Joux Verte und Col Joux Plane wo es weiter nach Cluses ging. Hier fuhren wir zum Col de Columbiere allerdings nicht über die eher langweilige Auffahrt über die D4 sondern über die D119 durch Romme durch, eine spektakuläre Auffahrt die sich wirklich lohnt zu fahren.

Am Columbiere war es dann schon später und langsam fing es an dunkel zu werden und da hier leichter Nebel herrschte gab das dem Ganzen eine düstere Stimmung was aber nicht für uns beide galt wir machten die letzten Fotos des Tages und hielten ab hier die Augen für eine Unterkunft auf. 

Bereits wenige Kilometer nach dem Pass in Le Chinaillon stach uns ein kleines Hotel ins Auge, das I'Alpage was sich als Volltreffer herausstellte, so sehr das wir nach dem Abendessen beschlossen es als Basislager zu nutzen und hier zwei Nächte zu verbringen. Das Essen war hervorragend obwohl die Wirtin andeutete es gäbe nix besonderes was sich als deutliche Untertreibung herausstellte, sie ist übriges auch eine Bikerin die Harley fährt, Bilder an der Wand zeugen von Fahrten auf der Route 66 und wir durften unsere Maschinen bei ihr in der Garage neben ihrer abgedeckte Harley stellen.
 
Beim in die Garage schieben musterte sie noch unsere Maschinen und kommentierte mit großen Augen meine mit einem "...ohhhhh KTäMhh" worauf Ryna nachschob das seine ne Yamaha sei, diese wurde wiederum mit keinem ihrer Blicke gewürdigt.  :-)))

 

3. Tag Freitag der 13. Mai

Der morgendliche Blick aus dem Fenster sagt mehr als 1000 Worte, so sollte es nun den ganzen Tag bleiben.


Bestens gelaunt frühstückten wir und machten uns etwas spät erst gegen 10 Uhr auf die Socken,  dies wird sich am Abend damit rächen das wir ein paar schöne Passagen auslassen werden weil sich eine Schlechtwetterfront von Süden her bedrohlich näherte, macht aber nix, fahren wir halt das nächstes mal hin. Nun aber zur Tour heute, es standen Strecken auf dem Plan wie Aravis Höhenweg, Col de I' Arpettaz, Signal de Bisanne, Lac de Saint Guérin, Lac de Roselend, Notre Dame de Pré.

Der Aravis Höhenweg ist eine Schotterstraße die direkt auf dem Col des Aravis neben dem Gasthaus beginnt und für Straßenmotorräder wie Ryna's TRX gerade so noch zu fahren ist, die Schotterstraße endet am Col de Arpettaz dort auf geteerter Straße geht der Weg weiter bis nach Ugine im Tal was man nach etlichen Serpentinen, die allerdings weniger reizvoll sind, erreicht. Die komplette Strecke führt am süd-östlichen Fuß des Mont Charvin Massives entlang und gibt den Blick auf das herrliche Monte Blanc Massiv frei, die Strecke ist ca. 30km lang und man sollte gut 2 Stunden dafür einplanen.  Wer den Schotter des Höhenweges scheut kann über Saint Nicolas la Chapelle nach Henry Sur Ugine zum Col de Arpettaz über eine kleine geteerte Straße fahren und dann ab dem Pass nach Ugine hinabfahren.


Col de Arivis, der weiße Punkt in der Wiese ist ein Auto was die auf dem Höhenweg fährt, rechts das Gasthaus wo am Schild der legal zu befahrende Höhenweg beginnt.

 

Nur keinen Platten, nur keinen Platten - noch ist der Schotter fein und klein .....

 
Ryna Geröllheimer...

 

...allem Risiko und Anstrengung folgt die Belohnung, der Mont Blanc

In Ugine machen wir nach gefühlten 4 Stunden eine Rast, es wird klar das heute es nicht mehr viele Kilometer werden können.

Signal de Bisanne so ein unscheinbarer Name, auf der Karte als "Sackgasse" zu erkennen was nicht stimmt wie wir auf dem Berg feststellen konnten, es gab eine zweite Abfahrt. Dieser Gipfel gibt einen hervorragend 360° Blick auf die umliegenden Berge frei und uns hat der Aufenthalt dort eine echte Freude gemacht - Ryna besonders weil er dort nicht über Schotter fahren musste wenn man mal die letzten 50 Meter absieht.


 

Kamikaze Ryna...


 

 

Über die D218 ging es noch durch Aréches und dann zum ziemlich trockenen Lac de Roselend.


Nachdem wir den dann schon eine Zeit lang hinter uns hatten kamen wir umhin die Fahrt nach Courchevel abzublasen, erstens war es schon recht später Nachmittag und zweitens kam aus dieser Richtung langsam aber stetig schlechtes Wetter, der Wetterbericht für morgen sah nicht so gut aus. Also ging es noch nach Notre Dame de Pré um ab dort auf dem schnellsten Weg ins Hotel zu kommen.

Obwohl es ein Freitag der 13. war, dasa war ein verdammt schöner Tag für uns beide den wir mit einem weiteren sehr guten Abendessen und einem guten Merlot ausklingen ließen. Morgen soll es nochmals bis zu den Vogesen und am Sonntag nach Hause gehen.

 

4. Tag Samstag 14. Mai

Ansich sollte es regnen wenn ich den Vorhang in meinem Zimmer öffne, obwohl schon kräftig bewölkt waren die Schleusen noch dicht und die Finger Gottes streichelten die Berge - einfach nur schön.


 

Gefrühstückt, bezahlt und freundlichst Verabschiedet ging es über den Colombier zurück, die Pässe die wir am 2 Tag ausließen fuhren wir heute so wie z.B. den Col de Ramaz der heute leider den Blick zum Mont Blanc nicht zuließ, dennoch waren es schöne Ansichten die sich uns boten.


In La Californie direkt am Genfersee unmittelbar vor Genf machten wir nochmals Rast, als wir nach 30 Minuten losfuhren fing es langsam an zu regnen dies immer stärker und es schien als wir in Gex waren als Regenguss nicht mehr aufzuhören.


Wir waren uns schnell einig das es wenig Sinn macht bei den Vogesen nochmals zu übernachten um am folgenden Tag nochmals im Regen fahren zu müssen, so dass wir beschlossen in einem Rutsch nach Hause zu fahren.

Kurz vor Lauterbourg auf der AB trennten wir uns, ich fuhr weiter nach Wissenbourg, Johanneskreuz und Idar-Oberstein und Reiner machte sich auf die letzten Kilometer nach Karlsruhe, beide kamen wir wohlbehalten Zuhause an, ich für meinen Teil überaus zufrieden.



Viele Grüße
Michael /mimoto